Interview mit Praxisbezug –
Weiterbildung für Lehrpersonen
in Form eines Coachings
02.10.2023 17:05 | Linda Schenker

Fast unbegrenzt sind die Möglichkeiten zur Gestaltung des Schulunterrichts mit digitalen Medien. In einem individuellen Coaching lernen Lehrende, wie sie dieses Potenzial voll ausschöpfen können. Nadine Christinger vom DQ Solutions Education Team weiss, worauf es dabei ankommt. Sie erzählt im Interview von ihren Erfahrungen und zeigt auf, wie eine eins zu eins Weiterbildung für Lehrpersonen in der Praxis aussieht.

Interview Icon

Education Spezialistin Nadine Christinger im Interview

Liebe Nadine, du bist Apple Professional Learning Trainerin bei DQ Solutions. Was motiviert dich an deiner Arbeit?

Ich habe das grosse Glück, eine Arbeit auszuüben, die unglaublich vielfältig und kreativ ist. Sie ermöglicht mir spannende, lehrreiche und motivierende Begegnungen mit Menschen aus der Bildungswelt. Die Zusammenarbeit und den Austausch mit verschiedenen Lehrpersonen und Schulleitungen sowie die Arbeit mit den Kindern erlebe ich als bereichernd, herzlich und wertschätzend. Es macht mir grosse Freude, meine Faszination für digitale Medien weitergeben zu dürfen und Lehrpersonen auf unterschiedlichste Weise dabei unterstützen und motivieren zu können, diese gewinnbringend im Unterricht einzusetzen. 

Führst du selbst Weiterbildungen für Lehrpersonen in Form von Coachings durch? 

Das Coaching-Angebot ist noch relativ neu. Dennoch durfte ich schon einige digitale Projekte in unterschiedlichen Schulen und Klassen im Rahmen eines Coachings begleiten.

Was ist eure Philosophie in den Coachings?

Das iPad soll auf eine gewinnbringende Art und Weise im Unterricht eingesetzt werden und einen Mehrwert bieten. Wir verfolgen das Ziel, bestehende analoge Aufgaben oder Aufträge nicht einfach zu digitalisieren, sondern vollkommen neue Arbeitsweisen und Aufgabenstellungen durch den Einsatz digitaler Geräte zu ermöglichen. Dabei geht es nicht darum, möglichst viele verschiedene Apps zu kennen und mit den Kindern zu nutzen, sondern sich auf einige wenige zu beschränken.

 

Diese ausgewählten Apps können dabei aber auf vielfältigste Art und Weise eingesetzt werden und ermöglichen es den Kindern, selbst Neues zu erschaffen und kreativ zu werden. Viele Apps machen die Nutzenden mehr zu Konsumenten als zu Produzenten. In unseren Coachings möchten wir den Kindern und Lehrpersonen zeigen, wie sie das iPad als Arbeitswerkzeug nutzen können, um eigene Ideen zum Leben zu erwecken und damit ihre Kreativität und Entdeckerfreude fördern.

Nadine beim Coaching im Klassenzimmer

Nadine Christinger bei einem Coaching im direkten Kontakt mit den Lernenden. (Foto: DQ Solutions)

Wie sieht ein solches Coaching aus? Ist es an Themen gebunden oder komplett individuell auf eine Lehrperson zugeschnitten?

Es ist uns ein grosses Anliegen, in den Coachings auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der einzelnen Lehrkräfte einzugehen. Die Lehrperson hat meistens eine ungefähre Vorstellung eines iPad-Projektes, das sie mit ihrer Klasse umsetzen möchte. Im Rahmen eines Vorgesprächs präzisieren wir diese Vorstellung und machen uns Gedanken, mit welchen Apps und Tools wir diese umsetzen können und wie wir die Kinder an die Aufgabe heranführen möchten. Je nach Alter und Erfahrung der Schülerinnen und Schüler arbeiten wir zum Beispiel mit Hilfestellungen wie Vorlagen oder Anleitungen oder starten mit einer analogen Aufgabe. 

 

Hin und wieder bereitet sich auch die Lehrperson vorab gemeinsam mit ihrer Klasse auf unseren Besuch vor. Das Coaching ist nicht an ein Thema gebunden. Von Programmieren über Zeichnen bis zum Erstellen von Filmen, Bildergeschichten oder Hörspielen ist alles möglich. Auch Projektwochen haben wir schon geplant und durchgeführt oder mit eigenen Angeboten unterstützt. Wir bereiten uns jeweils individuell auf die einzelnen Coachings vor. Das kann auch bedeuten, dass wir uns für ein Coaching vorab neu in ein Thema einarbeiten. 

Schülerinnen mit iPad beim Coaching

Diese beiden Schülerinnen probieren das Gelernte vom Coaching direkt selbst aus. (Foto: DQ Solutions)

Wann oder wem empfiehlst du ein Coaching?

Mit einem Coaching können unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Lehrpersonen, die kaum mit dem iPad arbeiten, können mit einem Coaching Sicherheit und Mut gewinnen, das iPad häufiger im Unterricht einzusetzen. Wiederum kann ein Coaching dabei helfen, eine neue App kennenzulernen. Gerade bei komplexeren Apps kann es für Lehrpersonen sehr erleichternd sein, wenn wir die Einführung in die App mit der Klasse unterstützen.

 

iPad-Projekte wie das Erstellen von Filmen oder Hörspielen bedeuten für die Lehrpersonen einen grossen Aufwand an Unterstützung für die Schülerinnen und Schüler, der alleine kaum zu leisten ist. Auch in einer solchen Situation kann es sinnvoll sein, uns als Verstärkung dazuzunehmen. Nicht zuletzt kann ein Coaching neue Ideen und Inspiration in das Klassenzimmer bringen.

Welche Erfahrungen hat das Education-Team gemacht mit dieser Form der eins zu eins Begleitung?

Das Coaching gehört für mich zu einer unserer besten Dienstleistungen! Die Lehrpersonen schätzen die Unterstützung sehr und wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten. Ein Coaching kann einen motivierenden Einfluss auf das ganze Team haben, wenn Erfahrungen oder Ideen aus den Coachings mit Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen ausgetauscht werden. Viele Lehrpersonen sind überrascht, wie leicht sich mit dem iPad im Unterricht arbeiten lässt und wie viel Vorwissen die Kinder mitbringen. Auch für uns ist es ein riesiger Gewinn, gemeinsam mit Lehrpersonen und Klassen Projekte am iPad umsetzen zu dürfen.

 

Unser Education Team legt grossen Wert darauf, die Nähe zur Schule zu pflegen. Wir entwickeln Lösungen und Dienstleistungen, die Lehrpersonen eine direkte Erleichterung für ihr tägliches Wirken bieten und sie im Unterricht unterstützen. Wenn man selbst im Schulzimmer stehen und unterrichten darf, erhält man wichtige Eindrücke und macht grossartige Erfahrungen, die uns bei der Weiterentwicklung und Optimierung unserer Unterstützungsangebote helfen. Darüber hinaus macht es einfach unglaublich Spass und Freude mit den Kindern zu arbeiten! 

Medienkompetenz in der Schule
Nadine Christinger beim Coaching
Schülerinnen lernen die Videoproduktion

Gerade die Videoproduktion lässt den Schülerinnen und Schülern viel Freiraum für Kreativität. (Fotos: DQ Solutions)

Wie reagieren die Kinder, wenn ein Coach mit der Lehrperson im Klassenzimmer steht?

Wir haben das Glück, dass die Kinder sehr motiviert sind, wenn sie am iPad arbeiten dürfen und daher mit Begeisterung bei der Sache sind. Es ist schön, wenn man die Freude der Kinder spürt und beobachten kann, wie sie ihre Kreativität entfalten und Neues ausprobieren. Ich bin oft selbst erstaunt, wie schnell sie sich auf dem iPad und in unterschiedlichen Apps zurechtfinden. Manchmal entdecken sie sogar neue Funktionen, die ich noch nicht gekannt habe. So lernt man selbst immer wieder dazu.

Was war dein persönliches Highlight bisher?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da gab es schon viele! Besondere Highlights sind für mich die Coachings zu Stop-Motion-Filmen. In diesen Lektionen kann man wunderbar beobachten, wie die Kinder ihre Kreativität entfalten, Figuren und Kulissen entwickeln, selbst gestalten und mit anderen zusammenarbeiten. Ihre eigenen Ideen und Vorstellungen setzen sie anschliessend selbständig mit dem iPad um. 

 

Dabei finden sie auch einfallsreiche Lösungen für filmische Herausforderungen, wie das Fliegen lassen von einzelnen Figuren. Wenn sie am Ende des Coachings ihren Film präsentieren können, sieht man ihnen und meist auch der Lehrperson den Stolz und die Begeisterung an der Nasenspitze an. Definitiv ein Highlight!

Haben die Coachings einen Einfluss auf eure Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen?

Absolut! Die Erfahrungen aus den Coachings helfen dabei, unsere Weiterbildungen noch praxisorientierter zu gestalten, neue Ideen zu entwickeln und den Lehrpersonen hilfreiche Tipps und Tricks rund um den Einsatz der iPad im Unterricht weiterzugeben. Die Coachings bieten für uns die perfekte Gelegenheit, Ideen im Unterricht zu erproben und umzusetzen. Die daraus resultierenden Erfahrungen geben wir wiederum in unseren Workshops weiter oder wir lassen sie in die Unterrichtseinheiten im eduPackage einfliessen. 

Können nur Schulen mit eduPackage ein Coaching buchen oder kann das auch individuell beansprucht werden?

Im Moment finden die Coachings vorwiegend im Rahmen des eduPackage statt. Je nach Zielen und Grösse der Schule bieten wir eduPackages mit unterschiedlichen Stundenkontingenten von 6 bis 40 Stunden Unterstützung vor Ort an. Wie diese Stunden eingesetzt werden, planen wir individuell mit den entsprechenden Schulen. Uns ist es wichtig, auch hier auf die unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse eingehen zu können. Meistens wünschen sich die Lehrpersonen einen Mix aus Workshops und Inputs für das gesamte Team und Coachings für einzelne Klassen.

 

Die Online-Inhalte des eduPackages setzen sich aus Webinaren, Sprechstunden, Workshops und einer vielfältigen Sammlung von sofort im Unterricht einsetzbaren Unterrichtsideen zusammen. Sie bilden zusammen mit dem Coaching das Angebot und bieten zusätzliche Unterstützung und Inspiration für das ganze Schuljahr. Selbstverständlich würden wir bei Interesse auch Coachings ausserhalb des eduPackages anbieten. Interessierte Lehrpersonen dürfen sich gerne bei uns melden. Wir freuen uns über jede Anfrage! 

Das Education-Team beantwortet gerne deine Fragen
zum Coaching oder weiteren Themen.

Auf welchem Weg kann ich mich für ein Coaching anmelden? 

Das ist bei allen Schulen etwas anders organisiert. Wenn die Schule über ein eduPackage verfügt, läuft die Coachinganfrage meist über die Schulleitung oder den PICTS (Pädagogischer ICT-Support), zum Beispiel in Form eines Antrages, der dann an uns weitergeleitet wird. Das hilft der Schule dabei, den Überblick über den Bedarf an Coaching und das Stundenkontingent zu behalten. In anderen Schulen wiederum melden sich die Lehrpersonen direkt bei uns, wenn sie ein Coaching in Anspruch nehmen möchten.

Was möchtest du als Coach den Lehrpersonen da draussen mitgeben?

Ausprobieren und neugierig bleiben! 
Die Hürde zum Einsatz des iPad ist bei manchen Lehrpersonen grösser als bei anderen. Eine gewisse Hemmung entsteht insbesondere dann, wenn man das iPad selbst wenig nutzt. Am besten startet man mit kleinen Aufgaben für die Kinder und mit einer App, die man kennt und mit der man sich wohlfühlt. In unserem eduPackage hat es viele Unterrichtseinheiten, die leicht umzusetzen sind und kaum Vorwissen benötigen. 

Kinder, die sich mit iPad auskennen, lassen sich gut im Unterricht einsetzen, um der Klasse oder auch der Lehrperson eine Funktion zu erklären. Klar, können beim Einsatz von digitalen Geräten auch technische Probleme auftreten. Auch uns ist das schon in Workshops oder Coachings passiert. Wichtig finde ich, dass man sich davon nicht entmutigen lässt und einen weiteren Anlauf wagt. 

 

Die stetige Entwicklung und Veränderung der Digitalisierung bedeuten für die Bildung eine grosse Herausforderung. Umso wichtiger ist es meiner Ansicht nach, dass man neugierig und offen Neues selbst ausprobiert. Das bedeutet nicht, dass man alles gutheissen muss. Im Gegenteil. Die aktive Auseinandersetzung mit den durch die Digitalisierung bedingten Veränderungen ermöglicht es, diese auch kritisch zu hinterfragen und die Lernenden im reflektierten und sinnvollen Umgang mit digitalen Medien zu begleiten.

Das klingt nach einem wertvollen Angebot für die Weiterbildung von Lehrpersonen. Herzlichen Dank für deine spannenden Antworten, fürs Mitnehmen ins Klassenzimmer und diesen umfassenden Einblick. Wir vom Blog wünschen dir weiterhin viel Erfolg mit den Coachings.

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